Mein Zittern

2014, poem

O du mein Zittern
O du meine Angst
Lässt Träume zersplittern
wenn du fürchtest und bangst

Lass uns lieber nicht wagen, dass Eis zu begeh'n
Wir verfolgen das Ziel nicht, bleiben lieber hier steh‘n
Wir wissen genau wonach wir uns verzehren,
doch draußen sind Schlangen und Wölfe und Bären
Drum bleiben wir zuhause wo's trocken und warm
Erliegen dem Kleinmut, Geborgenheits Charme


O du mein Zittern
Bist du mir im Weg?
Lässt uns Gefahr wittern
Kappst Brücke und Steg

Wenn bloß du nicht wärst, wär'n wir längst groß rausgekommen
Hätten Aphrodite zur Frau und im Lotto gewonnen
Wär'n wir nicht gehalten von deinen Schranken,
dann würden sich die Menschen bei uns zwei'n bedanken
Wir hätten schon längst die Welt gerettet,
alle Kriege beendet, alle Wogen geglättet.


O du mein Zittern
Ich erkenne dich an
Dich gibt's selbst bei Helden und Rittern
Egal ob Frau oder Mann

Wir gestatten dir nun zu geh‘n oder bleiben
Denn du hältst uns nicht mehr, kannst uns nichts mehr vorschreiben
Wir geloben von nun an entfesselt zu sein.
Ja, ich und mein Zittern. Präg es dir gut ein.
Wir lassen uns nicht mehr von Hemmungen hemmen
Wollen Schwellen überschreiten und Wagnisse stemmen


O du mein Zittern, du darfst bleiben oder geh‘n.
Ich schäme mich nicht mehr, ich will zu uns steh‘n