Andrea

Andrea

A Chapter by I'm never alone

"Gib den Zettel her!", schrie Andrea mit schriller Stimme.
"Halt die Schnauze, ab auf dein Zimmer!", brüllte ihr Vater ebenso laut zurück.
"Ach fick dich doch ins Knie!"
Bevor seine Hand ihre Wange traf, hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und war im Zimmer verschwunden.
"Ich hasse dich! Verreck doch!", kreischte sie in ihrer Wut und schmiss die Tür so sehr, dass es krachte.
"Fräulein! Noch ein Wort und es setzt Hiebe!", rief der Vater drohend.
Ein verächtlicher Laut verließ ihre geschlossenen Lippen.
Tu doch, was du willst, du mieser B*****d, dachte sie und schmiss eins ihrer Stofftiere vor Wut gegen die Wand.
Sie lehnte ihren Stuhl vor die Tür, dass dessen Lehne sich so unter der Klinke verharken würde, dass die Tür von außen nicht aufzukriegen war.
Dann setzte sie sich im Schneidersitz vor den Fernsehr und schaltete ihn ein.
Unter dem Flimmerkasten leuchtete die Anzeige auf der Playstation kurz auf und auf dem Bildschirm erschien ein schwarzes Bild mit roten Blutflecken.
Gute Animationen, dachte Andrea und besah sich die Kapitelübersicht.
Sie nahm ihren Controler zur Hand und begann zu spielen.
Resident Evil, gute Wahl, sagte sie sich und lobte in Gedanken schon den Türken, der ihr das Spiel besorgt hatte.
Natürlich nur für eine kleine Gegenleistung.
Aber der Stoff, den er brauchte, war für sie leicht zu beschaffen gewesen.
Schließlich war der beste Dealer des Viertels ihr Freund.
Zufrieden griff Andrea nach der Fernbedienung um den Ton auf volle Lautstärke einzustellen.
Als sie dann einige der unendlich langsamen Zombies erschoss, dröhnte es mit ohrenbetäubendem Lärm. Doch sie störte es nicht, im Gegenteil, sie mochte das Geräusch der Schüsse oder wenn sie Munition nachlud.
In der Welt der Zombies fühlte sie sich wohler, als in der kalten Welt, in der sie wirklich lebte. Hier war sie wehrlos, dachte sie, aber dort, dort hatte sie ein ganzes Waffenarsenal, das sie schützen sollte.
"Mach den Scheiß leiser, oder ich blas dir das Licht aus!", brüllte ihr Vater lautstark, kam aber gegen die Gewehrschüsse nicht an.
Er hämmerte mit aller Wucht gegen die weiß bestrichene Tür, wusste aber zugleich, dass es keinen Zweck hatte. Andrea besaß schließlich nicht nur einen Schlüssel für ihr Zimmer,  sondern noch dazu viele Tricks, wie sie die Tür von innen dichtmachen konnte.
Plötzlich klingelte es an der Haustür.
"Siehste! Nu sind auch schon die Nachbarn da! Mach es aus, oder ich..."
Der Rest ging in zusammenhanglosem Gemurre unter, und der Vater schlurfte zur Tür.
Andrea saß noch eine ganze Weile vor ihrem Fernseher und schoss wild um sich, um die Zombies auf Abstand zu halten.
Dann hatte sie etwas viel besseres vor.
Wie jedes Wochenende...
Sie kramte ein paar Kleidungstücke zusammen, stopfte noch eine Wolldecke mit in ihren Armeerucksack und griff sich ihr Handy, ihren iPod und eine Schachtel Zigaretten.
Sie öffnete ihr Fenster und Stieg hinaus. Das ist halt der Vorteil, wenn man nur Hochpaterre wohnt, lachte sie innerlich und klebte das Fenster von außen zu, sodass andere, die vorbeikamen, nicht daran denken würden, dass es offen steht.
Sie rannte über die nächsten Straßen und in Richtung Bahnhof.
Dort, wo all ihre Freunde warteten und ihre "Parties" feierten...


© 2010 I'm never alone


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Added on July 3, 2010
Last Updated on July 3, 2010


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I'm never alone
I'm never alone

Strausberg, Germany



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I love writing. I started about 5 years ago. Since now I wrote about 80 stories. Some of them went missing forever... I always write when listening to music or something like that. I can't live witho.. more..

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