![]() kapitel 1A Chapter by LukasDas Unwetter zog sich zu. Laut toste das salzige Wasser der hohen See. Grün-gelb glänzte es tanzend im letzten Licht, das durch Wolken und Regen fiel. Gischt schäumte in der Luft, als Wellen aufloderten, emporstiegen wie ein Feuer, in das Öl und Sauerstoff gegossen wurden, um alles zu verschlingen. Die wenigen Wasserbewohner, die sich zeigten, spürten die Gefahr, die der Kapitän offenbar übersah. Seevögel zogen schwankend weite Bögen um die Wellen. Delfine tauchten abrupt ab, sobald sie sich näherten. „Alle bleiben viel kürzer an der Wasseroberfläche als sonst " nur wir steuern genau mitten hinein: hoffentlich überleben wir das“, hörte der Steuermann die unausgesprochene Angst seiner Mannschaft widerhallen. Das Schiff raste mit bis zum Anschlag geblähten weißen Segeln über die raue See. Es krachte wie ein Rammbock durch die aufgetürmten Wellen. Jede einzelne Welle wurde vom Bug zerbrochen, aufgerissen wie Holz unter einer wuchtigen Axt, während das Schiff schlingernd seinen Weg fortsetzte und immer stärker zu vibrieren begann. Zitternd pflügte es durch die See, angetrieben vom Wind, in einer Geschwindigkeit, die die Mannschaft Momente der Schwerelosigkeit erleben ließ. Inmitten des ohrenbetäubenden Lärms des Sturms, des Knarrens des Holzes und des unaufhörlichen Bebens des Schiffes nahmen die Männer peripher wahr, wie das Wasser wild um den Dreimaster wirbelte welcher unter Knarren und Quietschen gegen die See kämpfte " wie sie. Jede Faser ihres Körpers stand unter dem Angriff der Naturgewalten. Ihre zitternden, roten und von Schwielen gezeichneten Körper, an Seile gebunden, eilten wie getriebene über das Deck oder kletterten in die Takelage, um die Befehle des Kapitäns auszuführen. Die ruckartigen Stöße in die Halteseile und das Klettern selbst raubten ihnen den Atem. Immer wieder kämpften sie um ihr Bewusstsein, während sie zwischen den von der Takelage herabhängenden Seilen und der Reling hin und her pendelten, darauf bedacht, nirgends anzuschlagen. Oder sie klammerten sich verzweifelt fest, der Magen krampfte, und sie kämpften gegen die drohende Ohnmacht an. Unermüdlich setzten sie ihre Arbeit fort. Ihre inneren Schreie nach Konzentration hallten gegen den tosenden Lärm an, ein stummer Kampf gegen den Schmerz, der tief in ihr Bewusstsein drang " während ihr Fokus starr auf ihre gefährliche Umgebung gerichtet blieb. Der Kapitän stand wie eine Statue, die Beine schulterbreit, beide Hände fest am Steuer. Geschmeidig und doch voller unnachgiebiger Kraft hielt er das Schiff auf Kurs. Seine langen roten Haare flatterten unter der nassen Mütze, die blaue Jacke, die als einzige sauber und unversehrt schien, spannte eng über seine Muskeln. Ein fast triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, wie seine Befehle die Matrosen zusammenzucken ließen " er schien sich an ihrer Furcht zu weiden, einer Furcht, die das tobende Meer in seinen grünen Augen widerspiegelte. Mit gesenktem Kopf beobachtete der Steuermann in seiner dunkelblauen Uniform die um ihr Leben kämpfende Mannschaft und den unerbittlich in den Sturm steuernden Kapitän. Wie gerne hätte er gerufen: „Zieht die Segel ein " sichert das Schiff!“. Sein Blick wanderte über die Männer zu dem Schiff, das unaufhaltsam tiefer in das Unwetter eindrang. „Sichert nur das Nötigste! Dreht und zieht nur das Schnellsegel!“, donnerte die Stimme des Kapitäns " lauter als das vom Sturm gepeinigte Schiff, in die erschöpften Ohren der Mannschaft. „Alle, die können: in die Takelage " zieht die Segel ein!“ Der Steuermann wurde bleich " „Kapitän …“ stammelte er. „Steuermann“, erwiderte dieser scharf, ohne sich umzudrehen, „wir halten Kurs.“
*** Tims Ohren dröhnten. Sein Körper zitterte. Er verließ die Realität des Traums " und kam in der ernüchternden Realität an. *** „Tim, setze fort", schrie seine innere Stimme ihn wieder an. Die Farben vermischten sich. Er nahm Umrisse war. Dann erkannte durch das orange-gelbes Licht, die glänzenden Öl Gemälde in ihren goldenen rahmen, die er mal wieder bewundert hatte. Die hellen und dunklen Stimmen der sich unterhaltenden Gäste, das Klirren von Besteck auf Tellern, genüssliches Stöhnen und klirrendes Prosten verbunden mit Lachen und freudigem Aufrufen drangen als zweites in Tims Bewusstsein. Aus einem Nicken wurde ein Kopfschütteln. Er drehte den Kopf zur Seite, langsam, unter Schmerzen �" und sah direkt in Nadines funkelnde, blaue Augen. Ihr Blick brannte sich in ihn. In ihren Mundwinkeln lag ein Lächeln, das zu viel versprach �" zu viel wusste. Ironisch, provozierend. Ein Laut, der ihre Augen weiten ließ �" Ihre Stimme, als sie endlich sprach, war schneidend �" auf eine Art, wie Tim sie bisher nur bei Christine erlebt hatte. „Tim �" das will ich nicht gehört haben.“ Die Kälte, die von ihr ausging, fegte den Ekel hinweg, den Nadine eben noch in ihm ausgelöst hatte. Auch die innere Stimme, die ihn zum Handeln trieb, verstummte. Jetzt sah er sie mit klarem Blick. Sie saß mit beiden Armen auf den weißen Tisch gestützt, ihre rechte Hand presste Tims Arm nach unten. Ihr Kinn hob sich leicht. Die Lippen spitzte sie, als wolle sie ihn küssen. Ein helles „Hm“ drang heraus. Dann presste sie die Lippen zusammen �" wie frisch nachgezogen �", ließ sich in die Lehne fallen und sagte: „Ändere dich. Statt auf sie zu schimpfen, Tim �" alle klagen. Du bist allein.“ Ihre Stimme war tief, überdeutlich. Jedes Wort ein Tropfen Öl im Feuer �" langsam, kontrolliert, laut. Tim zuckte, als Christines Stimme im selben Moment erklang �" Lächelnd begriff er, dass ihr erscheinen, die Kälte ausgelöst hatte, in der Nadine schnippisch sprach. Er war endlich nicht mehr alleine. Wärme stieg in ihm auf. Wärmte heißer als ein feuer als ihre Worte in sein Bewusstsein drangen. „Nadine, kommst du mal kurz!“, schnippte nun ihre echte helle Stimme, die er so liebte und die ihn nun befreite. Die Italienerin strich sich einen Scheitel in die pechschwarzen Haare und schnellte für einen winzigen Moment in Tims Blickkontakt. „Coache Nadine“, fauchte sie kalt. Ihre Augen engten sich, als sie sich so schnell umdrehte, dass die Haare wie eine Peitsche auf ihre zierliche Brust fielen. „Bring die Stärken zusammen“, fuhr sie fort, den Finger erhebend. „Und Gott verdammt: Erkenne die Potenziale.“ Die letzten Worte entglitten ihr flüsternd, während ihre Hüfte ins linke Bein fiel, der rechte Fuß auf die Ferse sank und sie sich eine Haarsträhne zwischen den Fingern zwirbelte. Sie richtete sich auf, was ihre stimme heller erklingen lies als gewollt: „Und jetzt an die Theke �" die Gäste wollen gesehen werden.“ erklang mit dem Schnipsen ihrer Hand. Dann ging sie wieder zu dem Mitarbeitertisch. „Tim, du hast frei“, vibrierte ihre Stimme die leise in der Ferne gesprochen wurde, klar und deutlich in Tims Ohr �" während er ganz gebannt in ihre Augen sah. Sie ging tänzerisch zu ihm, kam an, berührte ihn sanft, strich über seine Schulter und sprach dunkel und langsam weiter: „Ich hol dir mal einen Kaffee �" wenn du eh hier festsitzt.“ Ihr Kopf neigte sich zur Seite, ihr Blick durchbohrte ihn. © 2025 Lukas |
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Added on April 13, 2025 Last Updated on April 18, 2025 |